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Fachtagung Einsamkeit, November 2023

bis

Fachtagung Einsamkeit

 

(27.11.2023)

 

 

 

Sehr geehrte Gäste, 

 

ich begrüße Sie sehr herzlich im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales zu unserer heutigen Fachtagung „Einsamkeit“. 

Ich freue mich, dass unsere Fachtagung bei Ihnen so großen Anklang gefunden hat. 

 

Die heutige Fachtagung wird veranstaltet von der Bayerischen LandesSeniorenVertretung, kurz LSVB. 

Sie ist im Gegensatz zu dem öffentlich-rechtlichen Landesseniorenrat, der in das Sozialministerium integriert ist, eine unabhängige und parteiübergreifende Interessenvertretung der älteren Bevölkerung im Freistaat Bayern. 

 

Mein besonderer Gruß gilt den Referentinnen und Referenten. Das sind

  • Herr Prof. Kühnel von der Hochschule Landshut

  • Frau Elke Rauh aus Lautrach

  • Frau Gitte Halbeck von der LHS München

  • Frau Carolin Ledermann, Stefanie Natterer, Frau Susanne Häusler aus Rammingen und

  • Herr Prof. Johannes Schwarz, Chefarzt der Akutgeriatrie an der Kreisklinik Ebersberg

 

Besonders begrüßen darf ich auch Frau Dr. Renate Fiedler, stellv. Vorsitzende der LSVB, Frau Hanka Schmitt-Luginger, ebenfalls stellv. Vorsitzende der LSVB, Frau Dr. Dagmar Seghutera, Noch-Schatzmeisterin der LSVB, Herrn Bernd Fischer, Vorsitzender unseres Beirates, und Herrn Thomas John, den Geschäftsführer der LSVB. 

Frau Hanka Schmitt-Luginger und Herr Thomas John haben den heutigen Fachtag vorbereitet und managen auch die Durchführung. Hierfür, liebe Hanka und lieber Thomas, herzlichen Dank. 

 

Meine sehr geehrten Gäste, das Thema Einsamkeit ist für die LSVB ist nicht neu. 

Wir beschäftigen uns damit seit Jahren. 

Wir sind es gewesen, die das Bayerische Sozialministerium auf dieses Thema aufmerksam gemacht haben.

Interviews von mir u.a. mit der Süddeutschen Zeitung waren vor 4 oder 5 Jahren für die damalige Sozialministerin Kerstin Schreyer Anlass, zum Thema Einsamkeit ein Gutachten in Auftrag zu geben. Das Bayerische Gesundheitsministerium hat im April dieses Jahres – spät, aber nicht zu spät - damit begonnen, die Ergebnisse dieses Gutachtens in die Praxis umzusetzen. 

Mit der heutigen Veranstaltung will die LSVB die gesellschaftliche Aufmerksamkeit und die Sensibilität der Politik für dieses Thema weiter erhöhen. 

 

Meine sehr geehrten Gäste, wann ist man einsam? 

Was man unter Einsamkeit versteht, wird uns Herr Prof. Kühnel im Detail erläutern. 

Vorne weg aber schon Folgendes: allein sein ist nicht gleichbedeutend mit einsam sein. 

Allein sein wird erst dann zum Problem und damit zu Einsamkeit, wenn sich das Alleinsein verfestigt, wenn man nicht mehr allein sein will, aber den Teufelskreis des Alleinseins nicht durchbrechen kann. An dieser Schwelle beginnt die Verantwortung jedes einzelnen von uns. 

Wir müssen uns um die Menschen kümmern, die einsam oder von Einsamkeit bedroht sind. 

Jede und jeder einzelne kann das im eigenen Lebensumfeld tun: in der Nachbarschaft und sogar in der eigenen Familie. 

 

Der Einsamkeit vorzubeugen, ist aber auch eine Aufgabe der Gesellschaft. 

Es ist nicht gut, wie es die frühere Bundesfamilienministerin Franziska Giffey 2019 in ihrer Rede auf dem Fachkongress „Einsamkeit im Alter vorbeugen – aktive Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen“ ausgedrückt hat, „wenn es dem Zufall überlassen bleibt, ob sich jemand kümmert. 

Wir brauchen Ideen, wir brauchen Angebote, und wir müssen schauen, was wirkt“. 

 

Einsamkeit ist keine Privatsache. 

„Sie ist“, so hat es Karl Lauterbach formuliert, lange bevor er Bundesgesundheitsminister wurde, „die große soziale Pandemie des 21. Jahrhunderts und ein massiver Krankmacher.“ 

Einsamkeit bedeutet nicht nur ein Weniger an Lebensqualität für den Einzelnen. 

Auch die Gesellschaft zahlt einen hohen Preis.

 

Der frühere bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat daher völlig zu Recht die gesundheitlichen Folgen von Einsamkeit zum Präventionsschwerpunkt für das Jahr 2023 gemacht. 

Nichts ist gesünder im Sinne der Verlängerung des eigenen Lebens als die aktive Teilnahme an der Gesellschaft mit anderen Menschen. [Wer einsam ist, hat ein deutlich höheres Risiko, in einem bestimmten Zeitraum von beispielsweise den nächsten fünf oder zehn Jahren zu sterben, als jemand, der nicht einsam lebt. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Einsamkeit das Risiko für chronischen Stress, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Demenz frühen Tod und Suizid erhöhen. 

Auch Pflegebedürftigkeit tritt bei einsamen Menschen früher und häufiger auf.] 

Nach einer Studie der Brigham Young University ist Einsamkeit bezogen auf die Gesamtsterblichkeit so schädlich wie Rauchen oder Fettleibigkeit.

 

Meine sehr geehrten Gäste, Großbritannien hat eine nationale Strategie gegen Einsamkeit aufgelegt mit dem Namen „A Connected Society“: eine verbundene Gesellschaft. 

Brauchen wir eine solche Strategie auch für Deutschland oder gar einen Einsamkeitsbeauftragten?

Prima vista würden ich sagen: Nein! 

Gefordert sind primär die Kommunen

Es ist ihre Aufgabe, Einsamkeit – gleichgültig, ob bei Jung oder Alt – zu verhindern bzw. zu beseitigen. 

Es gehört zu den vornehmsten Aufgaben der Kommunen, geeignete Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, damit der Einzelne am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. 

Im Interesse der Betroffenen wäre es aber sehr hilfreich, wenn sich der bayerische Gesetzgeber dazu durchringen könnte, die Daseinsvorsorge in dem inmitten stehenden Bereich von einer freiwilligen kommunalen Aufgabe zu einer Pflichtaufgabe hoch zu stufen.

 

Ein zweiter Blick genügt jedoch, um zu erkennen, dass die Kommunen alleine überfordert sind.

Sie brauchen die Unterstützung des Bundes und der Länder. 

Es gibt auf Bundes- und Landesebene Gesetze und Kampagnen gegen das Rauchen, Initiativen für gesundes Essen und ausreichend Bewegung etc. 

Öffentliche Mittel werden verwendet, um diese Risiken für die Volksgesundheit zu bekämpfen bzw. einzuschränken. 

Dies ist im Hinblick auf Einsamkeit und soziale Isolation leider nicht der Fall. 

Insoweit ist ein Umdenken bei unseren Politikerinnen und Politikern dringend nötig. 

Denn bei Einsamkeit und sozialer Isolation handelt es sich – wie bei den anderen Risikofaktoren auch – um vermeidbare Risiken. 

 

 

Sehr geehrte Gäste, damit bin ich mit meinen Ausführungen am Ende. Ich wünsche der heutigen Veranstaltung einen guten Verlauf, Ihnen allen interessante Vorträge und informative Gespräche. 

Veranstalter

Landesseniorenvertrettung Bayern e.V.

Winzererstraße 9
80797 München

(0871) 439 496 73

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